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08.03.2013, 08:00 Uhr | Magazin FORUM

„Ich will etwas verändern“

Im Interview - Magazin FORUM

Allein der Nachname verpflichtet: Alexander Zeyer ist erst 19 und schon eine der Nachwuchshoffnungen der saarländischen CDU. Vorbild ist sein Opa Werner Zeyer, der verstorbene Ex-Ministerpräsident. Deshalb kam für ihn auch nur die CDU infrage. Das Arbeitspensum des Schülers ist enorm. Er lernt für das Abi und macht nebenbei täglich vier bis fünf Stunden Politik.

Herr Zeyer, Sie sind erst 19, gehören einer Generation an, die angeblich politikverdrossen ist. Sind Sie als politisch aktiver Jugendlicher ein Exot?

Ich habe gemerkt, dass ich auch als Jugendlicher etwas verändern kann, ich muss mich allerdings dafür einsetzen. Also bin ich 2007 der Jungen Union beigetreten. Habe aber auch schon vorher mitgeholfen, beispielsweise im Wahlkampf.

Was haben Sie denn bereits verändert?

Ein großer Erfolg, den wir mit der CDU-Nachwuchsorganisation Junge Union (JU) in St. Wendel feiern konnten, war 2009 die Einführung der Nachtbusse. Das war ein Thema, das die Jugend betrifft und bewegt.

Als Vertreter der Schüler war er politisch neutral. Für die Junge Union kann er jetzt Flagge zeigen.

Vor der Jungen Union kam die Schule?

Ich war schon ab der 5. Klasse in der Schülervertretung und seitdem eigentlich auch durchgängig Klassensprecher. Auch da habe ich gemerkt, dass es etwas bringt, sich für die Mitschüler einzusetzen. Dabei kam dann schnell die Lust nicht nur innerhalb, sondern auch außerhalb der Schule etwas zu machen.

Schulpolitisch haben Sie es bis zum Vorsitzenden der Gesamtlandesschülervertretung gebracht. Immerhin vier Jahre lang, von 2009 bis Anfang dieses Jahres. Jetzt wollten Sie nicht mehr. Warum?

Mir hat die Zeit viel Spaß gemacht und mit der Änderung des Schulmitbestimmungsgesetzes, an dem wir mitgearbeitet haben, haben wir auch viel erreicht. Man kann aber nur Landesschülersprecher sein, solange man Schüler ist. Also hätte ich mit meinem Abitur im Sommer sowieso aus dem Amt ausscheiden müssen. Da haben wir entschieden, dass es keinen Sinn macht, wenn ich wieder antreten würde. Im Dezember fiel dann die Entscheidung, ein neues Team aufzustellen, dass ich jetzt noch sechs Monate lang begleiten kann, damit auch alles reibungslos weiterläuft.

Kam für Sie eigentlich auch irgendeine andere Jugendorganisation als die der CDU in Frage?

Eigentlich nicht.

Sie haben einen bekannten Nachnamen. Ihr Großvater Werner Zeyer war von 1979 bis1985 Ministerpräsident. Ist er ein Vorbild für Sie?

Auf jeden Fall. Leider erinnere ich mich nicht mehr an viel von ihm. Aber durch die Erzählungen meiner Oma weiß ich doch einiges von ihm.

Aufnahmen für das sogenannte Webcamp der JU St. Wendel. Die Jugend setzt auf das Internet.

Wie bringen Sie denn Abitur und Politik unter einen Hut? Sie sind ja der Vorsitzende des JU-Stadtverbandes St. Wendel.

Arbeit bleibt da nicht aus. Das stimmt schon, auch weil wir viel vorhaben. Wir organisieren Veranstaltungen und politische Diskussionsrunden für Jugendliche. Hinzu kommen Partys für die örtliche Jugend. All das lohnt sich aber, wenn man sieht, was man damit erreicht.

Wie viel Zeit frisst denn die Politik so in der Woche?

Schon vier bis fünf Stunden täglich. Neben den Ämtern im Orts-, Kreis- und Landesverband der JU bin ich noch im Bundesvorstand der Schülerunion. Da fällt schon viel an.

Gibt es auch eine politikfreie Zeit?

Hier und da sehe ich zu, dass es eine Woche lang mal keine Termine gibt und ich abschalten kann. Politik ist nicht alles. Wenn ich im Urlaub bin, dann bearbeite ich keine E-Mails und beschäftige mich nicht mit der Politik.

Was machen Sie dann?

Wenn‘s klappt, fahre ich gerne mit Freunden in Ski-Urlaub. Und im Sommer kann ich mich für Volleyball und Tennis begeistern. Ich versuche in der Woche einmal Sport zu machen und mich mit Freunden zu treffen. Aber jetzt, wo noch die Abiturvorbereitung dazu kommt, wird es schwieriger.

Jugendliche beklagen sich oft über die mangelnde Unterstützung der Verwaltung. Wie sieht das denn bei Ihnen aus?

Auch wir müssen kämpfen. In St. Wendel gibt es zum Beispiel einen Park, der derzeit bestenfalls als Alkohollager verschiedener Leute genutzt wird. Eigentlich ist dort auch noch ein großer Kinderspielplatz, aber den meiden die Eltern, weil dort auch viele Glasflaschen und Scherben rumliegen. Wir wollen, dass das Ordnungsamt dort besser kontrolliert. Außerdem kämpfen wir dafür, dass dort ein Volleyballfeld gebaut wird. Das würde den Park aufwerten und gäbe den Jugendlichen einen Platz, an dem sie sich gerade im Sommer treffen könnten. Denn gerade für den fehlt in St. Wendel noch ein Angebot.

Arbeiten Sie bei so etwas mit anderen Jugendverbänden zusammen? Oder anders gefragt – wie ist die Zusammenarbeit mit den Jugendorganisationen der anderen Parteien?

Auch wenn es im Saarland jetzt eine große Koalition gibt, heißt das nicht, dass wir unbedingt die Nähe zu den Jusos suchen. Auf Kreisebene hält sich die Zusammenarbeit in Grenzen. Auf Landesebene gibt es verschiedene Projekte, wie etwa die Nachtbusse, wo eine große inhaltliche Nähe besteht. Da arbeiten wir auch gerne zusammen. Aber ich denke nicht, dass es unsere Priorität sein sollte, mit den anderen Jugendorganisationen zusammen Projekte zu starten. Teilweise sind da die Vorstellungen doch sehr weit auseinander.

Lagebesprechung bei der Jungen Union. Hier anlässlich des Landtagswahlkampfes 2012.

Als ehemaliger Schülervertreter haben Sie sich mehrfach für Schulschließungen ausgesprochen. Freunde machen Sie sich damit nicht.

Tatsächlich muss man auch ernsthaft über Schulschließungen nachdenken. Auch im Landkreis St. Wendel gibt es sehr viele kleine Schulen mit sehr wenigen Schülern. Ich bin pragmatisch. Unsere Formel lautet da: Zwei Standorte, eine Verwaltung. Das würde Kosten sparen und dem demografischen Wandel Rechnung tragen. Es bringt doch nichts, davor die Augen zu verschließen. Gerade an Grundschulen macht der sich jetzt schon bemerkbar. Da hatten wir schon eine Schließung, die war auch sinnvoll. Wir können es uns finanziell nicht leisten, kleine Grundschulen zu erhalten. Es geht jetzt auch langsam über auf die weiterführenden Schulen. Auch dort gehen Schüler verloren. Wir haben in St. Wendel drei Gymnasien, selbst da merkt man es. Da wird sich in Zukunft wahrscheinlich noch einiges tun.

Was sagen Sie den Eltern mit kleinen Kindern, die ihre Grundschule vor Ort haben möchten?

Natürlich verstehe ich den Wunsch. Aber wenn die Gegebenheiten es nicht hergeben… Das gilt auch für weiterführende Schulen. Wobei ich, wie gesagt, das Prinzip „zwei Schulstandorte, eine Verwaltung“ favorisiere.

Wie stehen Sie denn zu der Forderung, auf kommunaler Ebene das Wahlalter auf 16 Jahre zu senken?

Das ist eine Forderung der Gesamtlandesschülervertretung, die ich richtig finde. Kommunal geht es konkret um Lebensverhältnisse direkt vor Ort. Darüber kann ein 16-Jähriger durchaus befinden. Auch wenn es teilweise von JU und CDU abgelehnt wird. Auf Landesebene wäre das jedoch zu viel des Guten.

Viele junge Erwachsene gehen auch deswegen nicht zur Wahl, weil sie das Gefühl haben, die Politik kümmert sich nicht um sie.

Das sehe ich anders. Unsere Landesregierung macht sehr viel für Jugendliche. Darum haben wir auch relativ wenig junge Arbeitslose. Mittlerweile sind so viele Ausbildungsplätze geschaffen worden, dass sie teilweise nicht besetzt werden können.

Sie wollen nach dem Abitur Jura studieren, war es das dann mit der Politik?

Ich werde auf jeden Fall mein Studium beenden. Ich halte es für ziemlich gefährlich, ohne Berufsausbildung in die Politik zu gehen, weil es einfach recht unsicher ist. Wollen einen die Wähler irgendwann nicht, steht man irgendwann ohne Berufsausbildung und Job da. Aber irgendwann könnte ich mir das schon vorstellen, in die Politik zu gehen.

Also haben Sie keinen Masterplan in Richtung Politik?

Nein, so etwas habe ich nicht. Sollte es klappen, würde ich nicht Nein sagen. Aber wenn nicht, ist es okay.